Erzählungen

 

In einem kleinen Tal droht Hochwasser. Ein Mann eilt mit seinem Auto zum Haus des Rabbis, um ihn in Sicherheit zu bringen. "Nicht nötig", antwortet der fromme Mann, "der Herr wird mich schon retten."

Als der Rabbi schon wegen des Hochwassers in den ersten Stock geflüchtet ist, kommt ein weiteres Gemeindemitglied vorbei mit einem Boot, um den Rabbiner zu retten. "Nicht nötig, der Herr wird mich schon retten."

Am Schluss sitzt der Rabbi auf dem Dach, so hoch ist das Wasser inzwischen gestiegen. Ein Hubschrauber kommt, um den Rabbi zu retten. Aber auch der Pilot bekommt die gleiche Antwort wie seine beiden Vorgänger.

Schließlich ertrinkt der Rabbi - und steht klagend vor seinem Gott: "Herr, wo warst du? Warum hast du mich nicht gerettet?" - "Nun", antwortet Gott, "ich habe dir ein Auto geschickt, ein Boot und sogar einen Hubschrauber. Die Frage ist doch: Wo warst du?"

Erzählung aus dem Jüdischen




Ein junger Mann kam zu einem Gelehrten und sagte: "Ich gebe Ihnen 100 Geldstücke, wenn Sie mir sagen, wo Gott wohnt". Der Gelehrte antwortete: "Und ich gebe Ihnen 200 Geldstücke, wenn Sie mir sagen, wo er nicht wohnt".

Erzählung nach Martin Buber (1878-1965)




Ein König, der unbedingt Gott sehen wollte, drohte allen Weisen und Priestern schwerste Strafen an, wenn es ihnen nicht gelänge, ihm Gott zu zeigen. Als alle schon verzweifelten, kam ein Hirte, der den König auf einen freien Platz führte, ihm die Sonne zeigte und sagte: "Sieh hin". Sofort senkte der König geblendet den Kopf und rief: "Willst du, dass ich erblinde?" "Aber König", sagte der Hirte, "die Sonne ist doch nur ein Ding der Schöpfung, ein schwacher Abglanz seiner Größe ... Wie willst du ihn selbst aushalten können?"

Erzählung nach Leo N. Tolstoi (1828-1910)




Eines Nachts hatte ein Mann einen Traum. Er träumte, er würde mit Gott am Strand entlang spazieren. Am Himmel über ihnen erschienen Szenen aus seinem Leben. In jeder Szene bemerkte er zwei Paar Fußabdrücke im Sand, eines gehörte ihm, das andere dem Herrn.

Als die letzte Szene vor ihm erschien, schaute er zurück zu den Fußabdrücken und bemerkte, dass sehr oft auf dem Weg nur ein Paar Fußabdrücke im Sand zu sehen war. Er stellte ebenfalls fest, dass dies gerade während der Zeiten war, in denen es ihm am schlechtesten ging.

Dies wunderte ihn natürlich, und er fragte den Herrn: "Herr, du sagtest mir einst, dass ich mich entscheiden sollte, dir nachzufolgen; du würdest jeden Weg mit mir gehen. Aber ich stelle fest, dass während der beschwerlichsten Zeiten meines Lebens nur  e i n  Paar Fußabdrücke zu sehen ist. Ich verstehe nicht, warum. Wenn ich dich am meisten brauchte, hast du mich allein gelassen".

Der Herr antwortete: "Mein lieber, lieber Freund, ich mag dich so sehr, dass ich dich niemals verlassen würde. Während der Zeiten, wo es dir am schlechtesten ging, wo du auf Proben gestellt wurdest und gelitten hast - , dort, wo du nur  e i n  Paar Fußabdrücke siehst - , das waren die Zeiten, wo ich dich getragen habe".

Erzähler unbekannt

 

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